Mustafa Katbi ist gut angekommen

Er kommt aus einem Familienunternehmen: Elektrotechnik in Aleppo, Syrien. Schon als 11jähriger hat er dort seine Begeisterung für alles entdeckt, worin Strom arbeitet. Mit 18 hat er sich dann selbständig gemacht, für einige Jahre Beruf und Leidenschaft miteinander verbunden. Jetzt, 20 Jahre später, ist diese Begeisterung ungebrochen. Aber sie erfüllt sich in seiner neuen Heimat, München. Seit kurzem hat Mustafa Katbi die deutsche Staatsbürgerschaft. Er arbeitet im Sasse-Team für das ICE-Werk München – und hat eine lange Geschichte zu erzählen.

Eine Geschichte von der Flucht in den Libanon zunächst, wie viele seiner Landsleute, die vor dem Bürgerkrieg und der Unterdrückung in ihrer Heimat geflohen sind Mitte der 2010er Jahre. Nach einiger Zeit als Elektriker und Vorarbeiter dort, „hat Deutschland die Tür geöffnet und da habe ich mich entschieden, nach Deutschland zu gehen. Am 8. August 2015 bin ich dort angekommen.“ Zwei Sätze, zwischen denen eine lange, weitere Geschichte steckt, von Mut, Entschlussfreudigkeit und jener Präzision bei Planung und Umsetzung, die er sich als Handwerker angeeignet hatte. Seine schwangere Frau blieb zurück. Sein Weg führte über die Türkei, dann übers Meer („Ich war der Fahrer im Boot.“) nach Griechenland, Mazedonien und über den weiteren Landweg nach Deutschland. Den größten Teil des Weges legte er allein zurück, für alle Eventualitäten sorgfältig vorbereitet: „Es hätte ja auch sein können, dass ich durch einen See schwimmen muss.“ Die längste Strecke ohne Schlag zog sich über vier Tage hin.

Was ihm bei seiner Ankunft weiterhalf, war Gastfreundschaft, unter anderem von Menschen, die er als Radsportler bei Rennen kennengelernt hatte. „Man hat mir gleich geholfen, ein Team zu finden“, erzählt er. „Nach einem Jahr im Camp hat mir ein Verein aus Dachau weitergeholfen, damit ich wieder fahren konnte.“ Gleichzeitig sprach sich seine Ausbildung zum Elektriker herum und er bekam auch ein erstes Job-Angebot. Aber: „Ich musste erst einmal Deutsch lernen, dass ich hier leben und arbeiten kann.“ Gleichzeitig die Sorge um die Eltern und die Frau in Syrien, deren Wohnort laufend bombardiert wurde – „ich habe von Null wieder angefangen, aber ich hatte ein Ziel vor mir: Das ist mein neues Land, hier will ich leben und arbeiten.“ Sprache war dabei die größte Herausforderung. Im Libanon hatte er schon Englisch gelernt, aber die Fachbegriffe im Deutschen zu lernen, daran führte kein Weg vorbei. „Das ist hier alles streng geregelt, keine Kompromisse bei der Fachsprache“, so Mustafas Erkenntnis. „In Syrien hatten wir das alles mit Umgangssprache geregelt.“ Dank seiner sechsjährigen Berufserfahrung reduzierte sich seine obligatorische Berufsausbildung auf zwei Jahre – die ihm sein neuer Chef vorfinanzierte, wofür bis heute Respekt in seiner Stimme mitschwingt. Am 1. März 2019 kam sein Weg dann mit dem der Dr. Sasse Gruppe zusammen. Hier hat er nun einen sicheren Arbeitsplatz und seine berufliche Heimat in den Facility Services gefunden. Er sagt: „Meine Objektleiterin Sophie Richter hat mir sehr geholfen, mich an meinem neuen Arbeitsplatz im ICE-Werk München zurechtzufinden und gut einzuarbeiten“. Inzwischen sind auch seine Frau und seine kleine Tochter, die er lange Zeit nur über Skype sehen konnte, in Deutschland angekommen. Nach mehr als zwei Jahren durfte er sie dann in München erstmals in den Arm nehmen.