Von der Vision zum Unternehmen, Folge 2

Das Team macht die Musik

Als Unternehmensgründer stand ich vor einer Herausforderung, die sich bis heute nicht verändert hat: dem Recruiting von Mitarbeitern, die mit ihm zum Team werden sollten. „Ein Doktor putzt nicht. Vor allem nicht gescheit“ – das ging mir durch den Sinn, wenn ich darüber nachdachte, wie mich wohl meine Kunden einschätzten. Die ersten Erfahrungen mit dem Wischmopp in den Bankräumen waren mir in diesem Punkt eine doppelte Lehre. Umso mehr war mir an erfahrenen, in der Praxis bewährten Kräften so viel gelegen. Sie strahlten jene Souveränität und Kompetenz aus, die Auftraggeber überzeugte. Das war damals richtig, das ist heute richtig. Dienstleistung zeichnet sich durch kompromisslosen Qualitätsanspruch aus.

Ein weiterer Gedanke arbeitete als junger Unternehmer in mir. Es hatte damit zu tun, dass eine handwerkliche Tätigkeit wie das Gebäudereinigen zwei Eigenschaften bei den Mitarbeitenden fordert, die nicht jedem gegeben sind. Das eine ist die Intensität der Arbeit, geistig wie körperlich, die dauerhaft gefordert ist. Tagein, tagaus mit ganzer Kraft und Überzeugung „liefern“, keiner Erschöpfung nachgeben, so etwas kennen wir sonst bei Leistungssportlern. Das andere ist die Fähigkeit, in Kollegen und Kunden die menschlichen Seiten zu erkennen, zu verstehen – und damit umzugehen.

Diese Beobachtung war damals beim Gebäudereinigen essenziell, sie ist es heute beim Facility Management, in das wir uns hinein-evolutioniert haben, umso mehr. Ob wir Fensterleder und Eimer in der Hand haben oder ein Tablet: Auch wenn man auf den ersten Blick Werkzeuge und Technik wahrnimmt, kommt es viel mehr noch auf jene an, die sie in der Hand haben. Denn sie haben die Augen und Ohren, um etwas wahrzunehmen, und den Verstand und den Mund, um es zu kommunizieren. Als Führungskraft hat mir das gezeigt, dass „Chef“ sein vor allem eines bedeutet. Dass man sich darauf verlassen können muss und soll, was die Menschen können, die nicht „für“ mich arbeiten, sondern „mit“ mir.

Die Firma Sasse entdeckte den praktischen Wert der Arbeitsteilung, der im Studium nur auf dem Papier gestanden hatte. Die Konsequenz bedeutete für mich, dass ich Leute zu finden hatte, die ihr Handwerk besser verstehen als ich selbst. Diese unternehmerische Einsicht zur eigenen Rolle führte dazu, dass ich ein zweites Mal auf die Suche ging. Nach der Dienstleistung, für die ich mich begeistert hatte, ging es nun um Menschen, die sich für mich als Arbeitgeber begeistern sollten.
Ein bisschen fühle ich mich beim Rückblick auf jene Zeit an die Arbeit eines Club-Managers erinnert, wie ihn der britische Football kennt: „Mitglieder fürs Team suchen, finden und dann zur Einheit zusammenführen“. Dieser Dreiklang hat sich mir als Jungunternehmer aller Mühen als wert erwiesen. Unser erstes Team spielte ziemlich schnell an in der ersten Liga. Im nächsten Schritt ging es nun darum, beständige, sprich: nachhaltige, Kundenbeziehungen zu entwickeln.

Damit begann die dritte Suche. Wir mussten als Start-up nicht nur Kraft auf die Bahn bringen, sondern uns auch mit eigenen Ideen profilieren. Ja, sogar Innovationen entwickeln. Welche? Demnächst mehr.

WEITERE FOLGEN DER REIHE ZUR UNTERNEHMENSGESCHICHTE

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